Wie Hesse seine eigenen Prosadichtungen als “Bekenntnis” oder "Seelenbiographien" bezeichnet, welche seine eigenen Erlebnisse, Gedanken und Probleme ausdrücken, können wir in Hesses Morgenlandfahrt seine eigenen geistigen Interessen, die Personen, denen er nachstrebte, die Problematik seines Dichtens und seine eigene Lebensgeschichte nachvollziehen. Besonders hielt Hesse das Morgenland in Die Morgenlandfahrt für jene Bereiche der Seele und des Geistes, welche den Deutschen, die sich nach dem zweiten Weltkrieg in einer verwirrten und schwierigen Lage befanden, halfen, ihre Identität wiederzufinden. Hesse, der sich für die asiatische Gedankenwelt interessierte, suchte die von ihm erstrebten Werte im Morgenland, d.h. in “der Heimat des Lichts”. Trotzdem bedeutete das Morgenland in der Morgenlandfahrt für den Dichter nicht nur das Asiatische. Das Morgenland bezeichnete für ihn die Gedanken über die Vergangenheit und die Gegenwart, die asiatischen und wie europäischen Gedanken, welche die Werte des Geistes tragen, die Menschliche umfassen können.
Die Fahrt zum Morgenland war keine, die mit der Eisenbahn, dem Schiff oder dem Auto zurück gelegt werden konnte. Die Fahrt war eine die Zeit und die Orte transzendierende Reise, die zu der Jugendzeit, der Antike und dem zehnten Jahrhundert, sowie nach Italien, in die Schweiz, nach Schwaben, zum Rhein, nach Thüringen, Basel, Florenz usw. führte. Die Reise in Die Morgenlandfahrt war ein Vorhaben, welche mit dem bespringen der irdischen Grenze auf “das Reich einer kommenden Psychotheraphie” und “die seelische Erlebnissschicht” vorrückte.
Der Dichter suchte durch die Gestaltung des Dieners Leo, der der Kernpunkt des Bundes war, nach der idealen Person. Leo war die Person, die mit den Tieren kommunizieren konnte und die den anderen Mitgliedern des Bundes gern diente.
Und gleichzeitig stellte er Leo als den höchsten Führer des Bundes und als ein heiliges und strahlendes Wesen mit all seiner Würde heraus. Indem das erzählende Ich das Moment betrachtete, in welchem es sich den Prozess ansah, der zwei Figuren in der Nische im Archiv des Bundes vereinigte, erkannte er, dass Leo und das erzählende Ich eine Person waren. Am Ende des Werkes sagte er “er(Leo) mußte wachsen, und ich mußte abnehmen.” Damit äußerte das erzählende Ich, dass es mit der Figur von Leo leben würde, der gern diente, der Frömmigkeit nachstrebte und die Bedeutung der Gottheit suchte.
Hesse drückte durch sein alter Ego, d.h. H.H., die Bedeutung von seinem Dichten, oder dem künstlerischen Schaffen aus. Das erzählende Ich äußerte stetig im Werk eine Verzweiflung über die Bedeutung und die Methode des Dichtens.
Eines Tages suchte es Lukas, der in der Zeitung als Redakteur arbeitete, und hörte, dass er durch das Dichten im Leben geheilt wurde. Ebenso fühlte sich das erzählende Ich, während des Schreibens über die Geschichte des Bundes glücklich und erhielt dadurch eine positive Kraft für das Leben.
Der Dichter Hesse spiegelte in der Morgenlandfahrt seine eigenen Werke und die Personen darin, seine Freunde und die Orte in Beziehung zu seinem Leben wieder. Und er manifestierte, dass Die Morgenlandfahrt darauf abzielte, seine Welt des Glaubens zu objektiveren.
So riefen wir das Gewesene, das Zukünftige, das Erdichtete schöpferisch in den gegenwärtigen Augenblick.
Der Dichter Hesse als das Erzählende Ich gestaltete in der Morgenlandfahrt dichterisch seinen Glauben, welcher danach trachtete, die Zeit zu übersteigen, alles zu umschließen und es für die Allgemeinheit nutzbar zu machen.